Die Geheimnisse der Alpenfestung


Siemens SchlüsselFernschreibMaschine T 43 / 44

SFM T 43 / 44
Die Schlüsselfernschreibmaschine SIEMENS SFM T 43 war die neueste Errungenschaft der deutschen Funk-Kommunikation. Die letzte Entwicklung der geheimen Fernschreibkommunikation vor Ende des 2. Weltkrieges. Diese Geräte wurden in geringer Stückzahl, man geht von etwa 30-50 Exemplaren aus, auf einigen Verbindungen auf höchster Ebene eingesetzt. Im Gegensatz zur Siemens Fernschreibmaschine T (für Typ) 52 (G-Schreiber) arbeitet dieses Gerät als überhaupt erstes deutsches Gerät auf der kryptologischen Basis des "one time tape" Verfahrens. Damit wurde ein Weg von später zunehmender Bedeutung beschritten. Dieses Verfahren wurde von Gilbert S. Vernam im Jahre 1919 in den USA patentiert und wurde als Vernam- Misch- oder Überlagerungsverfahren bekannt. Der Code der Maschine T 43 war sehr komplex aufgebaut, eine periodische Abfolge wie bei der ENIGMA vorhanden, wurde durch zusätzliche Zufallsgeneratoren unterbrochen. Der Code mußte in einen Lochstreifen gestanzt werden, der mit dem Text überlagert wurde. In der Empfangsmaschine mußte der gleiche Code-Lochstreifen mitlaufen. Der Code wurde nun "abgezogen" und übrig blieb der Klartext. In Zwickau existierte ein Werk, welches die herkömmlichen Fernschreibertypen T 37f und T 37n umbaute und durch Modifikationen den Typ SFM - T 43 erzeugte. Der Lagerbestand dieser Geräte, sollte unmittelbar vor Kriegsende vernichtet werden, wurde aber an unbekanntem Ort eingelagert, wo er sich noch heute befinden soll. Auch andere kleinere Fabriken sollen den Umbau durchgeführt haben. 

In folgenden Büchern wird über dieses Funkfernschreibsystem gesprochen, ohne allerdings den Namen zu nennen: 10 Jahre und 20 Tage/Dönitz, Die Wölfe und der Admiral/W. Frank, Entschied ULTRA den Krieg/Lewin. Mein ganzes Wissen über die SFM T 43 entstammt aus Gesprächen mit Zeitzeugen, historisch interessierten Personen und Forschern aus dem In- und Ausland. Im Buch "The Siemens Cipher Teletype in the History of Telecommunications", Cryptologia Vol XIII, No.2, April 1989, wird von Wolfgang Mache, dem Spezialisten für Siemens-Maschinen, die T 43 beschrieben, auch Bilder darüber werden hier veröffentlicht. 

Ein Zeitzeuge berichtet:

Wir bekamen die ersten Schlüsselfernschreiber T 43, die von verblüffender Einfachheit waren. Sie sahen wie normale Fernschreibmaschinen mit angebautem Lochstreifensender aus. In diesen Sender wurde ein Lochstreifen mit vorgefertigtem Decktext gelegt. Die Gegenstelle hatte ein Duplikat des Lochstreifens bekommen. Auf dem Lochstreifen waren in bestimmten Abständen mit Nummern die Startstellungen markiert, die auch zu Beginn einer Sendung übermittelt wurden. Eigentlich war das nicht nötig, denn man nahm natürlich immer die nächste Startstellung. Mit der Lochstreifenrolle voll Decktext mußten wir nämlich sparsam umgehen. Zu jedem Klartext Zeichen wurden mit Exclusivorder ein Decktextzeichen gemischt, das danach mit einer Lochstreifenstanze automatisch vernichtet wurde. So konnten benutzte Decktexte nicht nochmals verwendet werden. Man erzählte uns, sie seien mit Zufallsgeneratoren so erzeugt worden, daß sie keine Periodizität mehr enthielten. Wir waren dankbar für diese Lösung und fanden nur, daß sie den Ingenieuren eigentlich schon früher hätte einfallen können." 

.......ich wurde im Juni 1945 in den Konzentrationsraum der Luftflotte 4 im Raum Rosenheim verlegt. Im Raum Holzkirchen standen etwa 1 Dutzend OKL-Funkwagen mit kompletter Funkausrüstung und ihrem Personal. Ich konnte mir die Geheim-Schreiber in aller Ruhe anschauen und die Geheimunterlagen durchlesen. Die Amis waren zunächst wild auf alle T-52 G-Schreiber und erkannten die T 43 überhaupt nicht. Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, waren es 6 Stück T- 43 die den Amis dort unbeschädigt übergeben wurden. Zerstört waren allerdings alle dazugehörigen Lochstreifen. Nach meinem Wissenstand ist bis heute in keinem Museum eine T 43 aufgetaucht. 6 Mann FS-Mechaniker wurden mit diesen Geräten im September 45 nach USA ausgeflogen. Einige blieben dort und wurden US-Bürger. 

Zur Geschichte: Anfang 1945 

... der Krieg nähert sich seinem Ende, Martin Bormann braucht für ein Kommunikationsnetz auf allerhöchster Ebene zuverlässige Geräte, deren verschlüsselter Text nicht von den Allierten und nicht von den eigenen Leuten (!!) decodiert werden kann. Admiral Dönitz hat diese Geräte. Es handelt sich dabei um die schon bekannten Siemens Blattfernschreiber T 37f und den Streifenschreiber T 37n, welche als Basismaschine für den Schlüsselfernschreiber SFM T 43 dienten, und mit Erfolg seit Mitte 44 auf den sogen. Sägefischlinien bei Heer, Waffen SS und Luftwaffe eingesetzt wurden. Die Novität der Maschinen war die Verschlüsselungstechnik. Auf den Lochstreifen war sowohl Code als auch Text gestanzt. Jeder Buchstabe wurde ein einziges mal vom selben Code verschlüsselt. Nur war es Gilbert S. Vernam, der in Amerika 1919 dieses Schlüsselsystem erfand wo über einen Schlüssel ein Klartext darübergelegt wurde und auf diese Art ein völlig neuer Zeichensatz entstand, der übertragen wurde. In der Empfangsmaschine mußte jetzt von diesem "neuen" empfangenen Zeichensatz der Schlüsselcode, der ja am Empfangslochstreifen vorhanden war, abgezogen werden und der Klartext wurde ausgedruckt. Der Empfänger mußte jedoch genau denselben codierten Schlüsselstreifen eingelegt haben um beim Empfang Klartext zu bekommen. Die Maschine arbeitete mit einer Geschwindigkeit von 50 Baud. Offenbar waren die Maschinen die Dönitz zur Verfügung hatte, modifizierte T 43, da allem Anschein nach diese Geräte nicht mit normal breiten Lochstreifen, sondern mit ca. 5cm breiten Bändern arbeiteten. Damit verbunden war auch ein anderer Übertragungscode und damit waren auch die Nachrichten die über diese Maschinen liefen nicht von den eigenen Leuten dechiffrierbar. Dies ist jedoch nur eine Annahme und konnte bis jetzt nicht bewiesen werden, es deutet jedoch viel darauf hin daß manche dieser Geräte diese breiten Lochstreifen verwendeten. 300 Stück davon lagern in USA und konnten bis jetzt nicht entschlüsselt werden. Nachforschungen in USA über diese Maschine verlaufen im Sande, man bekommt auch jetzt, 56 Jahre später keinerlei Informationen darüber. Dönitz übergab alle bis zu diesem Zeitpunkt vorhandenen Maschinen samt Bedienpersonal, das aus Marinefunkern bestand an Bormann und dieser zog damit ein Funkfernschreibnetz auf dessen Meldungen von Ultra und Bletchley Park nicht decodiert werden konnten. Ultra hatte seit 44 das Problem die "Sägefischlinien (fish) zwar zu hören, aber damit nichts anfangen zu können. Gerüchten zufolge soll es den Engländern gelegentlich gelungen sein das ein oder andere Fernschreiben der T-52 zu entschlüsseln. Es wurde unterschieden zwischen Tunny" - Linien (für T-52) und Sturgeon" - Linien (für die T-43). Sägefisch deshalb wegen des markanten Übertragungsgeräusches (ryryryryry.....). Die Entschlüsselung von"Sturgeon Texten war für die Allierten unmöglich. In allen Berichten von Ultra wird bis zum heutigen Tage verschwiegen daß es die T 43 überhaupt gegeben hat. Die Existenz dieser Maschine wird offiziell von England nicht zur Kenntnis genommen. In der Nacht auf 2.und 3. Mai 1945 wurde stundenlang auf Kurzwelle, oder Langwelle (vermutlich 3, ... MHz oder weniger) an 3 Geräten gleichzeitig gesendet. Standort war ein Funkwagen im salzburgerischen deutschen Grenzgebiet. Diese Funkwagen wurden als WTK II (Wechselstrom-Telegrafie-Kurzwelle) bezeichnet. Es wurde lt. einem Zeitzeugen (Waffen SS Offizier Jäger) stundenlang nichts anderes als Namen und Zahlen durchgegeben. Empfänger unbekannt, möglicherweise Spanien oder Portugal. Antenne Dipol, Strahlungsrichtung W-O. (Quellen sprechen allerdings davon daß diese Funkwägen nur für eine sichere überbrückbare Funkdistanz von bis zu 500 km vorgesehen waren. Ausnahmen könnte es natürlich gegeben haben) Ein englischer Kommandotrupp unter dem Befehl von Wing Commander Oskar Oeser schnappte den auf einem kleinen Berg in 1200m stehenden Marinefunkwagen und setzte ihn außer Betrieb. Fallschirmreste dieses Trupps wurden 1999 in unbewohntem Gebiet gefunden. Oeser übergab kurz darauf die 3 erbeuteten Maschinen an die Amerikaner. Vorher inspizierte er jedoch die Geräte und stellte nach dem Krieg in Lewins Buch "Entschied ULTRA den Krieg?" fest:" Diese neueste Errungenschaft der Nazis war unserer Technik um Jahrzehnte voraus". Er meinte auch daß das Schlüsselsystem eine Art "Computer-Digitalsystem" war, und vermutlich sind die Computerentwicklungen in den USA - frühes Stadium - darauf zurückzuführen. Oeser übergab nämlich alle ihm in die Hände gefallenen Maschinen den Amerikanern, insgesamt 6 Stück. Sollte es sich in diesem Falle tatsächlich um die SFM T 43 handeln, was anzunehmen ist, so irrt Oeser hinsichtlich der Technik, da die Amerikaner sowie die Engländer ebenfalls solche, nach diesem Vernam-System arbeitenden Maschinen hatten. Die Amerikaner dürften im Rahmen der Operation "Paperclip" alle technischen Unterlagen und die Spezialisten hierfür Ende 1945 nach USA gebracht haben. Allerdings muß hier bemerkt werden, daß Oscar Oeser nicht unbedingt als Fachmann für kryptologische Maschinen zu gelten hat. Auch die USA hatten während des Krieges eine ähnliche Maschine, die SIGABA und SIGTOT, die von Leo Rose für die US-Army entwickelt wurde. Die Engländer hatten die ROCKEX, die den geheimen Schriftverkehr zwischen London - New York und London - Toronto unter anderem bewältigte. 

Angaben über ehemalige Standorte der Maschinen (aus US-Quelle): 

Flugplatz Linz-Hörsching 

Flugplatz Nähe Passau 

Flugplatz Königrätz

Berlin Reichskanzlei: Admiral Voss, mindestens 3 Maschinen 

Berchtesgaden: Admiral v.Puttkammer, Marinefunkwagen, 3 Maschinen 

Plön, später Flensburg: Führungsstab Nord unter Dönitz und Keitel. Dönitz war Funkstelle "Krokodil", 6 Maschinen 

Bischofswiesen (Berchtesgaden): Führungsstab Süd General Kesselring 3 Maschinen 

Zell am See: Admiral Marschall, 1 Maschine 

Prag: General Schörner, vermutlich 6-9 Maschinen (1 davon Flughafen Prag) 

Tegernsee: Stab Himmler, 1 Maschine 

Spanien: 1 Maschine, bei Gruppe Abwehr 3 

Norwegen: mindestens 6 Maschinen auf Luftwaffenbasis, 4 Stück in Skedsmo (nähe Oslo), 2 Stück in Barduffos 

Südamerika: 1 Maschine (vermutet) 

Die norwegischen Maschinen wurden vom british air disarmament Nr 8801 im Sept/Okt 1945 nach England gebracht, wo sie sich möglicherweise auch heute noch befinden. Allerdings hüllen sich die Engländer in Schweigen und es gibt nicht wenige die behaupten diese Maschine hätte nie existiert. Mit großer Wahrscheinlichkeit befindet sich zumindest 1 Maschine von den norwegischen in England im GCHQ. Allerdings ist sie nicht für die Öffentlichkeit freigegeben und kann auch nicht besichtigt werden. Auskünfte darüber gibt's schon gar nicht. Die 6 Maschinen die sich noch immer an geheimen Ort in Amerika befinden sind die 6 Maschinen aus Bischofswiesen (Kesselring) und Berchtesgaden (Puttkammer). Der Verbleib der restlichen Maschinen ist ungeklärt. Einige dürften durch Selbstvernichtung (Brandsätze könnten an den Maschinen angebracht gewesen sein, wie bei T typ 52) bzw. Sprengung der Gebäude vernichtet worden sein. Wohin die "Berliner" Maschinen gelangten konnte nie geklärt werden. Der "Vorteil" dieser Maschinen war ihre Einfachheit. Während der G-Schreiber T-52 ein äußerst aufwendig konstruiertes und kompliziertes Ding war, war die T 43 ein ganz normaler Fernschreiber, der nur durch die verschlüsselten Lochstreifen und kleinen techn. Aenderungen zur Schlüsselfernschreibmaschine wurde. Es besteht Grund zu der Annahme, daß nach dem Kriege etliche T 43 durch "Rückbau" wieder ganz normale Fernschreibmaschinen des Typs T 37 wurden und noch jahrelang Verwendung fanden. Das die Amerikaner die Maschinen nach dem Kriege bis heute nicht herausgaben, dafür gibt es verschiedene Spekulationen und Hypothesen, die hier aber nicht erläutert werden sollen, da es den Rahmen diese Berichts sprengen würde, und Gerüchten neue Nahrung geben würde. In den 80er Jahren waren 2 der amerikanischen Maschinen zu einem Test in Westdeutschland. Man gab Nachrichten durch, und Kryptologen des Heeres sollten entschlüsseln . Man konnte es nicht! Aber damals gab es noch keine schnellen Rechner. Angeblich bräuchte man ungefähr eine Lochstreifenlänge von rund 1 km um danach aufgrund von Häufungen der Buchstaben in deutschen Wörtern die ganze Botschaft zu ermitteln. Vorhandene Lochstreifen könnten nur decodiert werden, wenn Empfangslochstreifen ebenfalls vorhanden . Die Amerikaner sind im Besitz von rund 300 Stück Lochstreifenrollen für dieses Gerät. Bis zum heutigen Tage sind sie nicht in der Lage diese zu entschlüsseln. Offenbar sind es diejenigen die bereits einmal gesendet wurden und damit zerstört und unbrauchbar wurden, da nach erfolgtem Senden der Streifen automatisch unbrauchbar gemacht wurde. 1 einzigen Lochstreifen haben die Amerikaner allerdings, den hatten sie im Frühjahr 2001 in Europa" gefunden, den sie entschlüsseln konnten, da offenbar der idente Empfangslochstreifen vorhanden. Allerdings stehen sie da vor einem Rätsel, da auf den 3,5m langen Streifen bloß eine Positionsangabe in Koordinatenform drauf ist, die sich immer wieder wiederholt. Interessant daran, daß diese Angabe auch verschlüsselt sein muß, da sie in der derzeitigen "Klartext" - Form nicht existent sein kann. Diese Position gibt es nicht. 

Schlußwort: 

Diese Abhandlung habe ich aufgrund von Recherchen über ein halbes Jahr zusammengetragen. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder 100%ige Richtigkeit des von mir geschriebenen Textes. Diese Maschine ein großes Geheimnis weil es nur wenige Leute gab, die damit zu tun hatten, außerdem sollen sie darüber Verschwiegenheit gehalten haben. Daher ist auch nur sehr wenig durchgesickert und sehr viel in Vergessenheit geraten. Mein Bestreben liegt darin etwas Licht über das Dunkel zu bringen das diese Gerätschaften noch immer, nach 56 Jahren umhüllt. Die 6 Maschinen in USA, und evtl. einige in England dürften die einzigen Exemplare sein die überhaupt noch existieren und diese werden noch immer unter Verschluß gehalten. Das System nach dem diese Maschinen arbeiteten, findet in der verschlüsselten Nachrichtenübermittlung auch heute noch weltweit Verwendung und kann als nicht entschlüsselbar bezeichnet werden.
-----ENDE-----

Zusammengestellt von Josef Langer (Letzter Stand, 21.Aug.2001)


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Seite erstellt: 08.08.2008
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